In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau vom 17.08.2018 verteidigte der Frankfurter Planungs- und Wohnungsdezernent Mike Josef das gewinnorientierte Geschäftsmodell der ABG-Holding. Dazu erklärt das Bündnis Mietentscheid Frankfurt:
„Es ist ein Erfolg, dass in Frankfurt endlich offen über das gewinnorientierte Geschäftsmodell der ABG diskutiert wird. Der massive Rückgang von gefördertem Wohnraum in den letzten 20 Jahren zeigt, dass dieses Konzept nicht erfolgreich ist. Wir wollen, dass die ABG wieder zu ihrer Kernaufgabe zurückkehrt, geförderten Wohnraum zu schaffen“, sagt Alexis Passadakis von Attac Frankfurt. „Unser Eindruck ist, dass die Dimension der Wohnungskrise für die Menschen dieser Stadt bei Mike Josef leider noch nicht angekommen ist. Wir brauchen schnell eine strategische Weichenstellung für mehr geförderten Wohnraum bei der ABG.“
Beispielsweise gab es bis in die 1990er Jahre in Frankfurt noch etwa 70.000 Sozialwohnungen, so sind es heute nur noch knapp 26.000. 2017 wurden in Frankfurt insgesamt lediglich 134 neue Sozialwohnungen gebaut. Während 2009 noch 5.500 Haushalte auf der Warteliste beim Wohnungsamt standen, sind es 2017 schon 9.500 Haushalte.
In dem Interview argumentiere Mike Josef, dass das freifinanzierte Segment der ABG der Immobilienspekulation entgegenwirken solle. Dazu Valentin Fuchs von der Grünen Hochschulgruppe:
„Dass sich die ABG am gewinnorientierten Wohnungsmarkt beteiligt, ändert nichts an der Investitionspraxis in Frankfurt. Um hochpreisigen Wohnungsbau entgegenzuwirken helfen andere Instrumente, wie stärkere Auflagen für mehr geförderten Wohnraum bei Neubauprojekten privater Investoren. Die ABG hat in den vergangenen Jahren knapp 400 Mio Euro Gewinn gemacht, die Eigenkapitalquote ist von 18,8 Prozent im Jahr 2001 auf enorme 37,5 Prozent gestiegen und eine ausreichende Förderung durch die Stadt wäre möglich: Jetzt ist die Zeit, knappe Neubauflächen für dringend notwendigen geförderten Wohnungsbau einzusetzen, statt für hochpreisige Unterkünfte für die Besserverdienenden.“
Mietentscheid wirkt bereits: Josef bereit für Mietsenkungen bei der ABG
Laut Frankfurter Rundschau ist Mike Josef offenbar bereit sich für Mietsenkungen für Bestandsmieter der ABG, die Anspruch auf geförderten Wohnraum haben, aber in überteuerten Wohnungen leben, einzusetzen: „Bereits zu Beginn der Unterschriftensammlung zeigt der Mietentscheid Wirkung. Das motiviert uns in den nächsten Monaten den Druck für eine soziale Wende in der städtischen Wohnungspolitik zu erhöhen“, kommentiert Passadakis.